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EU-ZOLLRECHTSREFORM: WAS DAS CUSTOMS DATA HUB BRINGT

Das Customs Data Hub gilt als Kernelement der geplanten EU-Zollrechtsreform. Die Plattform soll Zollprozesse vereinheitlichen, automatisieren und effizienter machen. Was bedeutet das für den Warenverkehr in Europa?

01. Dezember 2025 - „Die derzeitige Zolllandschaft in Europa ist geprägt von nationalen IT-Systemen, unterschiedlichen Rechtsauslegungen und fragmentierten Datenflüssen. Diese Struktur führt zu Ineffizienzen, erhöhtem Kontrollaufwand und einer hohen Anfälligkeit für Betrug“, erklärt Tim Mayer, Leiter Training & Beratung bei der SW Zoll-Beratung GmbH aus Bremen.

Damit will die EU jetzt Schluss machen. Eine datenbasierte, eventgesteuerte Plattform – das EU Customs Data Hub – soll die Zollprozesse bis 2028 vereinheitlichen, automatisieren und effizienter gestalten. 

Zollexperten erläutern, was das bedeutet, und worin die Kernfunktionen des Data Hubs liegen. 

 

Effiziente Schnittstellen, Schutz sensibler Daten 

Das EU Customs Data Hub soll vier zentrale Funktionen erfüllen:

  • Zollabfertigung: Digitale Unterstützung bei Kontrollmaßnahmen, Steuererhebung und der Anwendung besonderer Verfahren
  • Konnektivität: Echtzeit-Datenaustausch zwischen Wirtschaft, Behörden und Logistiksystemen
  • Zusammenarbeit: Integration aller relevanten Behörden zur gemeinsamen Entscheidungsfindung
  • Data Excellence: Nutzung von Big Data und KI zur Risikoanalyse und Transparenz in Lieferketten

Die Umsetzung des Data Hubs basiert auf vier technischen Säulen:

  • Datensicherheit und Betrieb: Schutz sensibler Daten durch moderne Sicherheitskonzepte.
  • Datenmodell und Verknüpfung: Entwicklung flexibler Datenstrukturen zur Integration externer Informationen.
  • Verarbeitung und Lebenszyklus: Ereignisbasierte Datenverarbeitung mit hoher Automatisierung.
  • Datenaustausch: Effiziente Schnittstellen für die Datenbereitstellung und -abfrage.

„Die größte Herausforderung liegt in der Verknüpfung heterogener Datenquellen. Wirtschaftsbeteiligte liefern Informationen in unterschiedlichen Formaten, die bislang manuell in zollrechtliche Strukturen überführt werden“, führt Zollspezialist Mayer aus. Ein intelligentes Mapping zwischen externen Handelsdaten und internen Zollmodellen sei erforderlich – idealerweise unterstützt durch künstliche Intelligenz.

 

Weichen für reibungslose Zollprozesse gestellt

Auch die Identifikation zusammengehöriger Datenströme stelle eine Hürde dar. „Konzepte wie die MRN oder UCR sind hilfreich, aber nicht immer praktikabel. KI-basierte Verknüpfungsmechanismen könnten hier neue Wege eröffnen, vorausgesetzt es steht eine ausreichend große und qualitativ hochwertige Datenbasis zur Verfügung.“

Bei der System Alliance Europe sind die Weichen für reibungslose Zollprozesse im grenzüberschreitenden Warenverkehr gestellt. Die Digitalisierung, Standardisierung und Automatisierung sendungsbegleitender Informationsprozesse innerhalb der Allianz ermöglichen bereits heute die perfekte Synchronisation des Waren- und Datenflusses unter allen beteiligten SAE-Partnern. Mit der neuen IT-Plattform LogWorld, die in den kommenden Wochen an den Start geht, erreicht die SAE einen weiteren Meilenstein für die reibungslose Kollaboration der Akteure in der Supply Chain. 

Wie ernst der EU die zügige Zollrechtsreform ist, zeigt eine Nachricht, die in den vergangenen Tagen die Runde machte: Um die Flut von Billigprodukten aus Asien einzudämmen, die den europäischen Markt überschwemmen, soll die Zollfreigrenze für E-Commerce-Sendungen, die bislang für Pakete mit einem Warenwert von bis zu 150 Euro galt, bereits 2026 gekippt werden.