Ungarn auf dem Weg zur Logistik-Drehscheibe Europas
Oktober 2025 - Ungarn rückt zunehmend in den Fokus der europäischen Logistikbranche. Mit seiner zentralen Lage, der wachsenden Infrastruktur und den ehrgeizigen Investitionen entwickelt sich das Land zu einer wichtigen Drehscheibe für den Warenverkehr zwischen Ost-, West- und Südosteuropa. Auch für Waren aus Asien wird Ungarn immer mehr zum Tor nach Europa. Doch wie weit ist diese Entwicklung vorangeschritten - und welche Herausforderungen stehen ihr im Weg?
Strategische Lage als Ausgangspunkt
Ungarns geografische Lage ist ein natürlicher Vorteil: Das Land liegt im Herzen Europas und bietet kurze Wege zu wichtigen Wirtschaftsräumen wie Deutschland, Österreich, dem Balkan und der Ukraine. Diese strategische Lage wird zunehmend durch gezielte Infrastrukturinvestitionen, insbesondere im intermodalen Verkehr, ergänzt.
Nach aktuellen Zahlen verzeichnet der kombinierte Verkehr auf Schiene und Straße im Jahr 2024 ein Wachstum von über 120 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Umschlag von beladenen Containern stieg um fast 34 Prozent, während der Transport von Sattelanhängern auf der Schiene um gut 21 Prozent zunahm. Diese Zahlen unterstreichen, dass Ungarn nicht nur ein Transitland ist, sondern sich zu einer Logistikdrehscheibe und einem Distributionszentrum entwickelt.
Boom bei Logistikinvestitionen
Mehrere internationale Konzerne investieren kräftig in ungarische Logistikzentren. Tesco eröffnete kürzlich ein hochmodernes 100.000 Quadratmeter großes Logistiklager in der Nähe von Budapest. Rossmann baute ein halbautomatisches Logistikzentrum in Üllő.
Panattoni, ein führender Entwickler von Industrieimmobilien, hat ebenfalls seine erste Anlage in der Nähe von Budapest fertiggestellt. Der Einzelhändler SPAR wiederum investierte rund sieben Millionen Euro in den Ausbau seiner ungarischen Logistikstruktur. Diese Projekte sind Beispiele für einen breit angelegten Ausbau der logistischen Infrastruktur des Landes.
Darüber hinaus spielt Ungarn eine zunehmend strategische Rolle für die Warenströme aus Asien, insbesondere im Rahmen des chinesisch-europäischen Handels und der Belt and Road Initiative (BRI).
Dies erhöht die Bedeutung des Landes als Gateway, Transitland und logistisches Verteilzentrum für asiatische Waren auf dem Weg nach Mittel- und Westeuropa.
Politische Unterstützung und nachhaltige Ausrichtung
Die ungarische Regierung hat die strategische Bedeutung der Logistikbranche erkannt und fördert deren Ausbau. Staatliche Subventionen, steuerliche Anreize und regulatorische Maßnahmen unterstützen Großinvestitionen wie den geplanten Logistikpark bei Vecsés, der direkten Zugang zu Autobahn und Flughafen bietet. Gleichzeitig spielt das Thema Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle: Neue Logistikzentren setzen zunehmend auf energieeffiziente Bauweise, Photovoltaikanlagen, E-Ladeinfrastruktur und CO₂-optimierte Betriebsabläufe. Ungarn reagiert damit auf die internationalen Anforderungen an "grüne" Lieferketten.
Herausforderungen bleiben
Trotz des Wachstums gibt es noch Hürden zu überwinden. Der Schienengüterverkehr ist im Vergleich zum Straßenverkehr oft noch zu teuer und mit Verwaltungskosten belastet. Die notwendige Modernisierung der Schieneninfrastruktur - vor allem an den intermodalen Schnittstellen - kommt nur langsam voran. Handlungsbedarf besteht auch bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels in Bereichen wie Kühlkettenlogistik und digitalem Supply Chain Management.
Ob sich das Land mittelfristig zu einem der führenden Logistikzentren Europas entwickelt, hängt nun davon ab, ob es gelingt, bestehende Schwachstellen wie die Schieneninfrastruktur und das Angebot an Fachkräften konsequent anzugehen. Gelingt dies, könnte sich Ungarn im kommenden Jahrzehnt zu einer unverzichtbaren Drehscheibe für den europäischen Güterverkehr entwickeln.
Gebrüder Weiss: Motor für Wachstum und Innovation
Der österreichische Logistikkonzern Gebrüder Weiss ist einer der wichtigsten Akteure auf dem ungarischen Logistikmarkt. Seit dem Markteintritt im Jahr 1990 hat das SAE-Gründungsmitglied ein dichtes Standortnetz mit acht Niederlassungen aufgebaut, unter anderem in Budapest (Dunaharaszti), Győr, Pécs, Szeged und Zalaegerszeg. Die gesamte Logistikfläche in Ungarn beläuft sich mittlerweile auf rund 100.000 Quadratmeter.
Allein in den letzten Jahren hat Gebrüder Weiss einen zweistelligen Millionenbetrag in den Ausbau der Infrastruktur investiert. Eines der größten Projekte ist der neue Logistikkomplex in Dunaharaszti bei Budapest, der im Jahr 2024 eröffnet wird: Mit einem automatischen Hochregallager, intelligenten Fördersystemen und einem eigenen Solarkraftwerk setzt der Standort neue Maßstäbe in Sachen Effizienz und Nachhaltigkeit.
Gebrüder Weiss konzentriert sich in Ungarn nicht nur auf die klassische Lagerlogistik und internationale Transporte, sondern zunehmend auch auf den stark wachsenden Bereich der Hauszustellung. Damit positioniert sich das Unternehmen als zentraler Dienstleister für die Warenströme innerhalb Ungarns - insbesondere im E-Commerce.
Auch im Asien-Europa-Handel spielt das Unternehmen eine bedeutende Rolle: Obwohl Gebrüder Weiss keine eigenen Bahnlinien entlang der Neuen Seidenstraße betreibt, sind die ungarischen Hubs wichtige Schnittstellen für die regionale Verteilung asiatischer Waren, die per Bahn oder Schiff nach Europa gelangen.
Dieses Beispiel zeigt einmal mehr die Rolle, die regional verankerte SAE-Mitglieder für Kunden in wirtschaftlich stark wachsenden Regionen Europas spielen. Freight Forwarding Excellence ist auch in Ungarn angekommen.